BERLINER KABARETTPREIS - DER EDDI
Edgar Külow

Edgar Külow

(* 10. September 1925 in Werdohl; † 29. September 2012 in Berlin) – deutscher Kabarettist, Autor, Regisseur, Schauspieler und Synchronsprecher)

Edgar Eduard Külow wurde als Sohn des Tischlers und Arbeiters Edgar Külow und dessen Ehefrau, der Näherin Erna (geb. Koch) in Werdohl/Westfalen geboren. Die beengenden Lebensverhältnisse und der frühe Tod des Vaters 1932 überschatteten die Kindheit von Edgar Külow in nicht unerheblichen Maße. Sofort nach der Rückkehr aus kurzer britischer Kriegsgefangenschaft, in die der ehemalige Marinesoldat der Wehrmacht im April 1945 geriet, trat Edgar Külow im Sommer 1945 der KPD bei. Dadurch geriet der Pädagogikstudent in Lüdenscheid im westlichen Teil Deutschlands in politische Schwierigkeiten, worauf er in die Sowjetische Besatzungszone wechselte.

In Leipzig absolvierte Edgar Külow von 1946 bis 1949 ein Schauspielstudium. Anschließend wurde er Rundfunksprecher beim Sender Leipzig des Mitteldeutschen Rundfunks. Bereits vor dem 17. Juni 1953 in der DDR begab sich Edgar Külow zurück in seine alte Heimat und schlug sich dort mit Gelegenheitsarbeiten durch, bevor er im Mai 1957 nach Bernburg/Saale zurückkehrte. Nach seiner Rehabilitierung durch die SED durfte Edgar Külow zunächst kleine kulturelle Einrichtungen in Nienburg und Bernburg übernehmen, bevor er im Mai 1959 gemeinsam mit Helga Hahnemann beim Kabarett Leipziger Pfeffermühle engagiert wurde. 1963 übernahm er als Direktor die Leitung dieses Ensembles. Am 22. August 1964 wurde Edgar Külow aufgrund „ideologischer Diversion“ in dem noch vor der Premiere verbotenen Programm „Woll’n wir doch mal ehrlich sein“ entlassen.

Danach widmete Edgar Külow sich verstärkt als Autor, Darsteller und Regisseur dem 1963 in Halle/Saale im Gefolge des „Bitterfelder Weges“ gegründeten Amateurkabaretts „Die Taktlosen“, deren erstes Programm „Eine kleine Nachtkritik“ am 12. Dezember 1963 im Klubhaus der Gewerkschaften Premiere hatte. Auf Betreiben des damaligen Ersten Sekretärs der SED – Bezirks – Leitung, Horst Sindermann, erhielt Edgar Külow für seine künstlerischen Leistungen als Kabarettist und Regisseur des Ensembles 1966 den Händel-Preis der Stadt Halle. Bereits in den sechziger Jahren wurde Edgar Külow auch erfolgreiches Ensemblemitglied und Texter der Serie Tele-BZ (bis 1971) des Deutschen Fernsehfunks sowie Kabarettist der DEFA-Produktion „Das Stacheltier“, einer humoresken Wochenschau, die in den Kinos der DDR zum Einsatz kam. Darüber hinaus begann für den bekennenden Fußballfan Edgar Külow eine rege Tätigkeit als Kolumnist für die Sportzeitungen „Die neue Fußballwoche (FUWO)“ und die Tageszeitung „Deutsches Sportecho“. Auch für die einzige Satirezeitschrift der DDR, das seit 1954 im Eulenspiegel-Verlag erscheinende Magazin Eulenspiegel, („Eule“) wurde Edgar Külow nun regelmäßiger Hausautor.

Mit der Gründung eines 2. Fernsehprogramms 1969 des Fernsehens der DDR und dem gestiegenen Bedarf an fiktionalen künstlerischen Produktionen wurde Edgar Külow im selben Jahr Mitglied des neu gegründeten TV-Schauspielerensembles, wofür er mit seiner Familie von Leipzig nach Berlin wechselte. Neben den nun folgenden Auftritten als Schauspieler für das DDR-Fernsehen und die DEFA hielt Edgar Külow aber auch in Berlin dem Genre Kabarett fest die Treue: Neben zahlreichen satirischen Soloprogrammen, mit denen er durch Betriebe und Kultureinrichtungen der DDR tourte, arbeitete er zunächst seit 1972 als Texter und Darsteller („Mir nach Medaillen“) im Berliner Kabarett DIE DISTEL, bevor er an diesem Hause ab 1975 („Alles Rummel“) auch viele Programme selbst als Regisseur in Szene setzte. Besonders beliebt beim Publikum und den staatlichen Behörden suspekt waren die so genannten DISTEL-Autorenabende, bei denen Edgar Külow 1975 bis 1978 als „Versammlungsleiter“ mit Kollegen wie u. a. Jürgen Klammer, Ernst Röhl, Heinz Kahlow, Heinz Lyschik und Peter Ensikat agierte.

Im Oktober 2006 wurde Edgar Külow als erster ostdeutscher Kabarettist gemeinsam mit seinem Kabarettkollegen Dietrich Kittner mit dem Preis des Deutschen Kabarettarchivs, einem Stern der Satire (Walk of Fame) ausgezeichnet. Dieser Preis gilt als höchste kulturpolitische Auszeichnung für das Genre in der Bundesrepublik Deutschland.

Edgar Külow veröffentlichte zahlreiche Bücher:

1964 mit Helmut Schreiber Der Schelm von Schilda, 1996 Koslowski in Weimar, 2000 Koslowski im Bundestag, 2003 Ruhrpott-Willi erobert den Osten, 2006 Koslowski macht das Licht aus, im Jahr 2010 Himmeldonnerwetter u.a. Külows letztes Buch Poesie-Al-Bumm (2013) erschien posthum als Co-Produktion der Familie Külow mit der Eulenspiegel-Verlagsgruppe. Edgar Külow war überdies regelmäßiger Fußballkolumnist der Tageszeitung Junge Welt und schrieb bis ins hohe Alter regelmäßig auf der Website des Berliner Fußballvereins VfB Einheit zu Pankow. Bis kurz vor seinem Ableben nahm er zahlreiche Termine bei Hörfunk und Fernsehen sowie öffentliche Auftritte wahr.

Den künstlerischen und kulturpolitischen Nachlass des Künstlers überführte die Familie im Jahr 2016 zur wissenschaftlichen und öffentlichen Nutzung in die Bestände des Deutschen Rundfunkarchives (DRA), einer gemeinsamen Einrichtung aller ARD-Länderanstalten

Edgar Külow verstarb am 29. September 2012 und wurde am 13. Oktober 2012 auf dem Auferstehungs-Friedhof in Berlin-Weißensee unter Anteilnahme zahlreicher Kollegen aus dem Kunst- und Literaturbereich sowie Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens feierlich beigesetzt.

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